Wie sehr das Phänomen der Masse beschäftigt, hat man ein Projekt mit Chor zu realisieren. Der Chor ist paradigmatisch der Stellvertreter für die reale Menschenmasse. Auf der Bühne gibt es unendliche Variationsmöglichkeiten, die Masse zu spalten, zu reihen, zu formen oder sie zu zerstören, all dies aus der Kraft der Musik heraus. In einer Selbstverständlichkeit, wie es im wahren Leben niemals möglich wäre.
Dieses "Projekt der Moderne", wie Sloterdijk es nennt, "die Masse als Subjekt zu entwickeln" ist auf der Bühne stets Thema und Absicht. Manipulatives Eingreifen ist hier längst Programm.Und außerhalb der Bühne?
"In der Alternative zwischen Entwickeln und Verwöhnen bewegen sich die modernen Diskurse über den Menschen als ein Ende in sich selbst. Darum ist die Arena eines prinzipiell unabschließbaren Konflikts zwischen Evolutionisten, die Anstrengungen in Aussicht stellen, und Verführern, die das Ende der Anstrengung lehren. Wer immer sich einmischt in den Betrieb der Diskurse über aktuelle Gesellschaftssysteme und ihre Populationen, die Eliten und die Massen, die Gleichen und die Gleicheren, die Vielen und die sehr Vielen, hat sich bereits, wissend oder nicht, entschieden, ob er die große Zahl entwickeln und beleidigen oder ihr schmeicheln und sie verführen will." Slotedijk
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Kollektive Selbstachtung und Selbsterhöhung führt unweigerlich zu Achtungs- und Mißachtungsspannungen.