December 15, 2010

Freischütz Über das Schmeicheln und Verführen

"Um doch etwas Großes zu haben, hat man neuerlich die Masse auf das Schild gehoben. Man will sie zu sich heraufheben, als ob sie dann wunder wie hoch..herausgehoben würde" Bruno Bauer


Wie sehr das Phänomen der Masse beschäftigt, hat man ein Projekt mit Chor zu realisieren. Der Chor ist paradigmatisch der Stellvertreter für die reale Menschenmasse. Auf der Bühne gibt es unendliche Variationsmöglichkeiten, die Masse zu spalten, zu reihen, zu formen oder sie zu zerstören, all dies aus der Kraft der Musik heraus. In einer Selbstverständlichkeit, wie es im wahren Leben niemals möglich wäre.
Dieses "Projekt der Moderne", wie Sloterdijk es nennt, "die Masse als Subjekt zu entwickeln" ist auf der Bühne stets Thema und Absicht. Manipulatives Eingreifen ist hier längst Programm.Und außerhalb der Bühne?
"In der Alternative zwischen Entwickeln und Verwöhnen bewegen sich die modernen Diskurse über den Menschen als ein Ende in sich selbst. Darum ist die Arena eines prinzipiell unabschließbaren Konflikts zwischen Evolutionisten, die Anstrengungen in Aussicht stellen, und Verführern, die das Ende der Anstrengung lehren. Wer immer sich einmischt in den Betrieb der Diskurse über aktuelle Gesellschaftssysteme und ihre Populationen, die Eliten und die Massen, die Gleichen und die Gleicheren, die Vielen und die sehr Vielen, hat sich bereits, wissend oder nicht, entschieden, ob er die große Zahl entwickeln und beleidigen oder ihr schmeicheln und sie verführen will." Slotedijk


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Als Regisseur will man stets Beides, entwickeln und verführen, beleidigen und schmeicheln. Stets das Abbild von Welt erschaffen in seiner komprimiertesten Form.


Kollektive Selbstachtung und Selbsterhöhung führt unweigerlich zu Achtungs- und Mißachtungsspannungen.